Urban Mining hat die Wiederverwendung der bestehenden Bausubstanz zum Ziel. Heidelberg setzt als erste europäische Stadt konsequent auf das Recycling von Baustoffen.
Rund die Hälfte des Abfallaufkommens in Deutschland machen Bau- und Abbruchabfälle aus. Wiederverwertet wird nur ein kleiner Teil davon – und das zumeist in minderwertigerer Form. So landen bei Umbau- oder Abrissarbeiten Materialien wie Beton, Stahl, Holz oder Kunststoff meist auf der Deponie oder als Füllmaterial im Strassenbau.
Heidelberg will dies ändern und setzt als erste Stadt Europas konsequent auf das Prinzip Urban Mining. Die Idee dahinter: Baufällige Gebäude werden nicht länger als wertloser Abfall, sondern als Materiallager für Neubauten betrachtet. Urban Mining ist somit eine Art moderner Bergbau in der Stadt, bei dem Baumaterialien direkt im urbanen Raum abgebaut und recycelt werden.
Das Pilotprojekt «Circular City – Gebäude-Materialkataster für die Stadt Heidelberg» wird von der HeidelbergCement AG unterstützt, einem der weltweit grössten Baustoffunternehmen. Begleitet wird die Stadt zudem durch die Baumaterial-Plattform Madaster und das Umweltberatungsinstitut EPEA. Ziel ist eine vollständige ökonomische und ökologische Analyse des gesamten Gebäudebestands. Ein digitaler Kataster soll fortan Auskunft darüber geben, welches Material in welcher Qualität und in welcher Menge verbaut wurde.
Die ersten Gebäude sind bereits erfasst: Das Patrick-Henry-Village, eine ehemalige Wohnsiedlung für Angehörige der US-Armee, ist mit rund 100 Hektar die grösste Konversionsfläche Heidelbergs. Langfristig sollen hier Wohnungen für 10’000 Menschen und Raum für rund 5’000 Arbeitsplätze entstehen. Bis Ende 2022 soll das Kataster auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden.